Antwort der Allianz Gleichwürdig Katholisch auf den Neujahrsbrief der Bischöfe von Chur, St. Gallen und Basel

Der Allianz Gleichwürdig Katholisch ist es wichtig, auf den Brief der drei Bischöfe, in dem Sie die Seelsorger*innen ermahnen, sich an die vorgeschriebenen liturgischen Formen und Regeln zu halten zu reagieren.

Lieber Bischof Joseph Maria
Lieber Bischof Markus
Lieber Bischof Felix

Es drängt uns, auf Ihren Neujahrsbrief an alle Seelsorgerinnen und Seelsorger Ihrer drei Bistümer einen Brief zurückzuschreiben. Sie wünschen den Seelsorgerinnen und Seelsorgern als erstes viel Freude im seelsorgerlichen Wirken. Das ist schön. Allerdings verflüchtigt sich die Freude beim weiteren Lesen Ihres Schreibens, weil Sie die Adressatinnen und Adressaten ermahnen, sich an die liturgischen Vorgaben zu halten. Es stellen sich uns einige Fragen:

– Warum teilen Sie ausgerechnet Ihre Sorge um die Einhaltung der liturgischen Regeln? Es gäbe doch einige andere Sorgen zu teilen, die in unseren Augen für die Menschen, die Kirche und die Welt existenzieller sind.

– Laut dem Nachrichtenportal kath.ch hat Bischof Markus am 6. Januar über Benedikt XVI gesagt, dieser habe die Einheit gesucht und den Fortschritt verhindert. In Ihrem Brief kommt Ihre Sorge um die Einheit zum Ausdruck. Aber wie stehen Sie zum Fortschritt?

– Sie betonen, wie dankbar Sie für den synodalen Prozess sind. Das sind wir auch. Darum fragen wir uns, in welchem synodalen Gefäss Ihr Schreiben entstanden ist? Auf welche Stimmen, die Sie zu diesen Zeilen veranlassten, haben Sie gehört?

Die Fragen der Gestaltung der Liturgie werden im Rahmen des laufenden synodalen Prozesses gemeinsam angegangen. Warum finden Sie einen Aufruf zur Einhaltung der Formen und Regeln zum jetzigen Zeitpunkt während des laufenden synodalen Prozesses so wichtig, dass Sie nicht zuwarten können?

– «Die Gläubigen haben ein Recht auf Gottesdienste, die den Regeln und Formen der Kirche folgen», schreiben Sie. Woher wissen Sie, dass für die Gläubigen ein solches Recht derart von Bedeutung ist Die grosse Mehrheit der Menschen, die in der Schweiz an der synodalen Befragung teilgenommen haben, fordert es nicht ein. Was sie hingegen einfordern, sind lebensnahe, authentische Gottesdienste, in einer Sprache, die berührt, wärmt und hoffen lässt.

– Auf welcher Begründung basiert Ihre Aussage, es gehe bei den bestehenden liturgischen Regeln nicht um die Förderung eines patriarchalen Klerikalismus? Auch wenn Sie es aus Ihrer Perspektive als Bischöfe, Kleriker und Männer nicht sehen: Diese Regeln fördern und zementieren patriarchalen Klerikalismus, denn sie schaffen Ungleichheit und Ungerechtigkeit.

Sie wissen so gut wie wir, dass es nicht nur zwei, drei Seelsorger*innen sind, die sich nicht immer an die Vorschriften halten. Es sind viele – Geweihte und Nichtgeweihte. Diese Seelsorgerinnen und Seelsorger tun das nicht aus Leichtsinn, um sich selbst darzustellen oder in den Mittelpunkt zu rücken. Sie tun es im Dialog mit Gott, mit dem Evangelium, mit der Tradition, mit den entsprechenden pastoralen Gremien, mit den Menschen vor Ort, mit anderen Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Sie übernehmen pastorale Verantwortung und lassen sich leiten von der heiligen Geistkraft; das Wohl der Menschen und das Reich Gottes vor Augen.

So wünschen wir Ihnen von Herzen viel Vertrauen. Vertrauen in Gottes Wirken und das synodale Miteinander und Vertrauen in die Seelsorgerinnen und Seelsorger Ihrer Bistümer. Und von Ihnen wünschen wir uns nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch offene Augen und ein kritisches Bewusstsein Ihrer Position als Bischöfe aus der heraus Sie hören, sehen, urteilen und handeln.

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