Gemeinsame Medienmitteilung der Allianz Gleichwürdig Katholisch und der IG-M!kU
04.02.2025

Das „Nicht-Feiern“ ist nur kosmetisch und keineswegs ein Kulturwandel

5 Fragen zu Personalentscheiden und Ernennungen

Die Allianz Gleichwürdig Katholisch und die IG-M!kU (Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld) haben in einer gemeinsamen Anfrage an das Bistum Basel im August 2024 die Automatismen hinter Personalentscheiden und Ernennungen im Hinblick auf Fehler in der Handhabung von Missbrauchsfällen hinterfragt. Auslöser war die Ernennung des früheren Untersuchungsleiters des Bistums Basel zum Ehrendomherr. Dass die Ernennung nun lediglich nicht gefeiert wird, zeigt, dass die gestellten Fragen nicht verstanden wurden. Für die Betroffenen zeugt dies zudem von wenig Sensibilität für ihre Situation.

Gestern (am 03.02.2025) wurde bekannt, dass das Bistum Basel darauf verzichtet, die Ernennung des früheren Untersuchungsleiters des Bistums Basel zum Ehrendomherr im Rahmen der Domherreninstallation zu feiern. Einen Grund für diesen Entscheid hat das Bistum nicht genannt.
Während seiner Amtszeit als Leiter des Offizialats des Bistums Basel hat er den Fall «Denise Nussbaumer» bearbeitet. Dabei sind Fehler und Fehleinschätzungen passiert, wie es das Bistum Basel in der Stellungnahme vom 18.08.2023 selbst schreibt. Dass er nun zum Ehrendomherr ernannt wird, und dass Bistum Basel einfach nach dem «Courant normal» vorgeht, hat die Allianz Gleichwürdig Katholisch AGK und die IG-M!kU (Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld) bereits nach der Ankündigung der Ernennung im Sommer 2024 befremdet.

Die AGK und die IG-M!kU haben die Ernennung des neuen Ehrendomherr zum Anlass genommen, um am 16. August 2024 beim Bistum Basel eine gemeinsame Anfrage bezüglich der Praxis zu Personalentscheiden und Ernennungen zu machen.

Kulturwandel vs. Courant normal
Im gemeinsamen Schreiben an Bischof Felix und dem Generalvikar Markus Thürig betonen die AGK und die IG-M!kU, dass die katholische Kirche nicht glaubwürdig auftreten kann, wenn nicht auch in der Leitung und in der Kommunikation ein Wandel stattfindet. Bei Personalentscheiden, wie in diesem Fall, begleitet die AGK und die IG-M!kU zudem die Sorge um Retraumatisierung von Betroffenen, die möglichst vermieden werden muss.

Im Brief wurden zudem folgende 5 Fragen gestellt:

  1. Werden vergangene Fehler (Fehlentscheidungen) in Bezug auf die Bearbeitung von Missbrauchsfällen in Personalentscheiden miteinbezogen? Haben sie Konsequenzen? 
  2. Wird die Perspektive von Betroffenen von Missbrauch im kirchlichen Umfeld, insbesondere die Perspektive der direkt Betroffenen, die unter den entsprechenden Fehlentscheiden leiden, in Personalprozessen mitgedacht?
  3. Werden die Betroffenenorganisationen oder die direkt Betroffenen, die unter dem entsprechenden Fehler leiden, im Vorfeld solcher Personalentscheide benachrichtigt?
  4. Werden gegenüber den Betroffenen und Betroffenenorganisationen solche Personalentscheide nachvollziehbar begründet?
  5. Wie wird der angestrebte Kulturwandel in Personalentscheiden berücksichtigt? Insbesondere in Personalentscheiden, die einen «automatisierten» Charakter haben?

Reaktion zeigt fehlendes Verständnis
Bischof Felix hat in einem Brief auf die Anfrage der AGK und der IG-M!kU Stellung bezogen. Er hat darauf verwiesen, dass es in den Statuten des Domkapitels Usus sei, dass Domherren mit ihrem Austritt aus dem Domkapitel zu Ehrenddomherren ernannt werden. Leider wurden aber die 5 gestellten Fragen nicht beantwortet.

Die gestrige Meldung, dass die Ernennung des neuen Ehrendomherrs nicht gefeiert wird, zeigt, dass das Bistum Basel die Fragen und das Befremden zum «Automatismus» zwar sieht, jedoch nicht zu einer klaren Haltung findet.
«Für einen echten Kulturwandel müssen die Prozesse hinterfragt und angepasst werden. Das Nicht-Feiern ist nur kosmetisch und zeigt, dass unsere Fragen und Bedenken nicht ernst genommen werden.» sagt Vreni Peterer, Präsidentin der IG-M!kU.

Die AGK und die IG-M!kU erwarten weiterhin, dass die 5 Fragen zum Prozess von Personalentscheiden und Ernennungen vom Bistum Basel beantwortet werden. Auch werden beide Organisationen weiterhin beobachten, wie der gewünschte Kulturwandel im Bistum Basel und in der Kirche Schweiz anvisiert wird.

IG M!kU
In der «Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld» (kurz IG-M!kU) stehen Betroffene und nicht direkt Betroffene gemeinsam dafür ein, dass Missbrauch im kirchlichen Umfeld – körperlicher oder seelischer Art – nicht totgeschwiegen wird.

Allianz Gleichwürdig Katholisch
Die Allianz Gleichwürdig Katholisch (AGK) ist eine wachsende, gesamtschweizerische, reformkatholische Organisation und versteht sich als offene Projektgemeinschaft. Der Projektgemeinschaft zugehörig sind Personen und Organisationen, die die Anliegen der AGK teilen und unterstützen: Einzelpersonen und Personen, die verschiedene Organisationen, Initiativen, Verbände, Pfarreien, Kirchgemeinden und Landeskirchen vertreten. Darunter der SKF (Schweizerischer Katholischer Frauenbund), die Jubla (Jungwacht Blauring Schweiz), die KAB Schweiz, der VKP (Verband Katholischer Pfadi), die Juniainitiave, die Landeskirche Thurgau, die Zöfra, die IG M!kU.

Kontakte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert